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Schreiben im Studium

Functions

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Direktes Zitat

Textintegration direkter Zitate

Allgemein gilt, dass wörtliche Zitate, also direkte Übernahmen von Text, nur in Ausnahmefällen ver­wendet werden sollen. Am besten nur für prägnant formulierte Kernaussagen und für Textstellen, welche in der eigenen Arbeit eingehender diskutiert werden. Wörtliche Zitate sollten einen gewis­sen Umfang nicht überschreiten. Ausnahmen stellen Textstellen dar, auf die näher eingegangen wird. Dementsprechend werden kürzere und längere direkte Zitate auch typographisch unterschie­den. Kürzere direkte Zitate werden in Anführungszeichen („ ... “ oder » ... «) direkt in den Fließtext geschrieben und sind wie dieser formatiert. Längere direkte Zitate (ab ca. 3 Zeilen) beginnen in einer neuer Zeile, werden durch Einrücken, einzeiliges Schreiben und verkleinerte Schriftgröße vom übrigen Text abgehoben und bei den meisten Zitierstilen entfallen auch die Anführungszeichen. Diese hervorgehobenen längeren direkten Zitate werden als Blockzitate bezeichnet.
Das Zitat muss in Wort und Zeichensetzung, auch mit eventuellen Fehlern, der Vorlage gleichen. Auf offensichtliche (Druck-) Fehler oder auf eine diskriminierende Schreibweise wird durch ein in eckigen Klammern stehendes Ausrufungszeichen  [!]  oder durch ein in eckigen Klammern stehendes  [sic], das mit „so lautet die Quelle“ übersetzt werden kann, hingewiesen. Eine Korrektur veralteter Schreibweisen ist nicht zulässig. Wird der zu gestaltende Text beispielsweise in neuer deutscher Rechtschreibung verfasst, während die Quelle noch in alter Rechtschreibung vorliegt, so ist buchstabengetreu in alter Rechtschreibung zu zitieren, die Differenzen brauchen nicht durch ein  [!]  bzw. ein [sic] hervorgehoben werden.
Gelegentlich wird mit [sic + Kommentar] auch betont, dass dem Inhalt der direkten Textübernahme nicht bzw. nur begrenzt zugestimmt wird.

Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten eines direkten Zitats:
  • Ein Zitat bildet einen eigenen Satz oder mehrere Sätze innerhalb des eigenen Textes.
„Aus der Geschichte kann man lernen, daß man aus der Geschichte nichts lernen kann."
  • Das Zitat wird durch einen Doppelpunkt eingeleitet.
Hegel meint dazu: „Aus der Geschichte ...“
  • Das Zitat wird mit einem Satz syntaktisch verschmolzen.
Was man aus der Geschichte lernen kann, stellt Hegel pointiert fest, ist, „daß man aus der Geschichte nichts lernen kann“.

Veränderungen im direkten Zitat

Wird der direkt zitierte Text in irgendeiner Weise verändert, so ist diese Veränderung ersichtlich zu machen. Auslassungen sind, mit Ausnahme von Zitatanfang und Zitatende, mit drei Punkten zu kennzeichnen. Beim FH Vorarlberg-Stil werden die Punkte in eckige Klammern gestellt [...]. Direkte Zitate können in einen Satz eingebunden werden. Dabei ist darauf zu achten, das Zitat grammatikalisch und syntaktisch mit dem eigenen Satz abzustimmen. Hierbei kann es notwendig werden, Worte der Vorlage leicht abzuändern oder Ergänzungen vorzu­nehmen. Diese Ergänzungen werden durch eckige Klammern  [   ]  als solche ausgewiesen und sind gegebenenfalls mit den Initialen der verfassenden Person zu versehen. Anfang und Ende des Zitats können hinsichtlich Groß- und Kleinschreibung sowie Zeichensetzung dem eigenen Text angepasst werden.
Original mit Beleg nach dem FHV-Stil:
„Die Entwicklung der modernen Medien muss doch heute als ein weiterer Schritt zur Entsubjektivierung gelten.“ (Maier 1996, S. 123)

Zitat mit Beleg nach dem FHV-Stil:
Wenn Maier davon spricht, dass „die Entwicklung der modernen Medien [...] ein[en] weitere[n] Schritt zur Entsubjektivierung“ (Maier 1996, S. 123) darstelle, ist dieser These vollauf zuzustimmen.

Zitat im Zitat

Ein Zitat in einem Zitat erhält ‚halbe Anführungszeichen’ und wird im Beleg (Beispiel nach FHV-Stil) erwähnt und ebenfalls ins Literaturverzeichnis aufgenommen:
Müller erklärt dazu: „Die Rationalisierungstendenzen der Neuzeit können durchaus im Sinne einer ‚Ent­zauberung der Welt’ interpretiert werden.“ (Müller 1999, S. 41; mit einem Zitat von Weber 1987, S. 107)
Besser ist es aber, solche Zitate im Zitat durch den Textverlauf zu entknoten und einzeln zu zitieren.

Hervorhebungen im direkten Zitat

Hervorhebungen im Original müssen entweder übernommen oder durch kursiv gesetzte Schrift ersetzt werden. Eigene Hervorhebungen sind entweder mit den eigenen Initialen  [Hervorhebung B.M.]  oder mit dem Vermerk  [Hervorhebung v. Verf.]  zu versehen.

Übernahme von Sekundärzitaten

Der Gebrauch von Sekundärzitaten, also von direkten Zitaten die nicht von der Originalquelle stammen, ist zu vermeiden. Zum einen werden eventuelle Fehler der Vorlage übernommen, zum anderen besteht die Möglichkeit, dass eine aus dem Kontext gerissene Textstelle bei Übernahme als Zitat in falschem Zusammenhang wiedergegeben wird. Direkt zitiert wird daher immer nach der Originalquelle. Sollte diese nachweislich nicht oder nur mit unangemessenem Aufwand greif­bar sein, kann in Ausnahmefällen durch die Anmerkung -zitiert nach- über die sekundäre Quelle auf die Primärquelle verwiesen werden. Im Literaturverzeichnis sollte nur die zitierte Quelle angegeben werden.
Beispiel nach FHV-Stil:
„Seit Beginn der neunziger Jahre konnte ein Wachstum von 45% verzeichnet werden.“ (Müller 2000, S. 90; zit. nach Maier 2001, S. 123)
Beispiel nach APA:
"s.o." (Müller, 2000, S. 90 zitiert nach Maier, 2001, S. 123)

Fremdsprachige Zitate

Wird in einer Fremdsprache zitiert, sollte in der Fußnote eine deutsche Übersetzung mit anschlie­ßender Nennung der Übersetzer*innen angeführt sein, beispielsweise  [Übersetzung v. Verf.]  oder  [Übersetzung v. Karoline Mayer]. Auf die Übersetzung kann verzichtet werden, wenn das fremdsprachige Originalzitat für das Zielpublikum allgemein verständlich ist. Dies trifft üblicher­weise auf englische Zitate zu, es sei denn, die Stelle ist schwer verständlich oder weist sehr viele Fachtermini auf.